Ein Plädoyer für einen bewegten Alltag

Autorin: Susanne Mayrhofer MSc., Physiotherapeutin am Ordensklinikum Linz Elisabethinen

Die positiven Effekte körperlicher Aktivität zur Vorbeugung oder Behandlung von mehr als 23 chronischen Erkrankungen, allen voran Herz-, Lungen- und Stoffwechselerkrankungen, sind unumstritten. Befragungen zeigen allerdings, dass nur ein geringer Anteil der Bevölkerung die aktuellen Bewegungsempfehlungen erfüllt.

Die alltägliche muskuläre Beanspruchung der Menschheit ist in den vergangenen 100 Jahren um zirka 30 bis 40% zurückgegangen, mit weitreichenden Folgen für Entstehung und Verlauf diverser Volkskrankheiten. Bei der letzten österreichischen Gesundheitsbefragung (2014) gaben 51 % der Frauen und 48 % der Männer an, wöchentlich weniger als 150 Minuten körperliche Aktivität (mit moderater oder intensiver Intensität) durchzuführen, und wurden somit als „inaktiv“ eingestuft.

Laut  Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt körperliche Inaktivität weltweit zu den 4 wichtigsten beeinflussbaren gesundheitlichen Risikofaktoren für die allgemeine Sterblichkeit und die Entstehung diverser Krankheiten, neben Rauchen, schlechten Ernährungsgewohnheiten und übermäßigem Alkoholgenuss. Körperliche Inaktivität wird hierbei in seiner Bedeutung häufig unterschätzt. Aus diesem Grund hat die WHO die Förderung der körperlichen Aktivität zur Priorität erklärt, da sich bereits eine geringe Steigerung der körperlichen Aktivität dramatisch positiv auswirkt, und in ihrer Effektivität vielen Medikamenten um nichts nachsteht.

Regelmäßige körperliche Aktivität in der richtigen Dosierung:

  • reduziert das Risiko für eine Herzerkrankung um 40 %
  • verringert das Risiko für einen Schlaganfall um 27 %
  • reduziert die Häufigkeit des Auftretens von Diabetes Typ II um fast 50 %
  • reduziert die Häufigkeit des Auftretens für hohen Blutdruck um fast 50 %
  • verlängert die schmerzfreie Gehstrecke bei Durchblutungsstörungen der Beine
  • reduziert bei chronisch obstruktiver Lungenkrankheit (COPD) die Atemnot und erhöht die Belastbarkeit
  • kann die Sterblichkeit an sowie das Risiko eines Brustkrebsrezidivs (besonders nach dem Wechsel) deutlich verringern
  • kann das Risiko für Dickdarmkrebs um fast 60 % reduzieren
  • kann das Risiko Alzheimer zu entwickeln um ein Drittel verringern
  • hat ähnlich positive Auswirkungen auf Depressionen wie manche Psychopharmaka oder Verhaltenstherapie, usw.  

(Quelle: Exercise is Medicine Fact Sheet u.a.)

Bewegungsempfehlung:

Reduziere das Liegen und Sitzen auf 23 ½ Stunden täglich!

Erwachsenen wird empfohlen, mindestens 150 Minuten körperliche Aktivität mit moderater Intensität pro Woche durchzuführen (zum Beispiel durch Gehen mit flottem Schritt: der Stoffwechsel wird angekurbelt, „Man kann noch reden, aber nicht mehr Singen“), oder mindestens 75 Minuten mit intensiver Intensität („kein durchgehendes Gespräch mehr möglich“), bzw. eine Kombination von beiden.

Für einen zusätzlichen gesundheitlichen Benefit sollte der Umfang auf 300 Minuten pro Woche erhöht werden.  Idealerweise sollte die Aktivität auf möglichst viele Tage der Woche verteilt werden, und zusätzlich werden kräftigende Aktivitäten, welche die größeren Muskelgruppen beanspruchen, an 2 oder mehr Tagen die Woche empfohlen.

Kinder und Jugendliche sollten mindestens 1 Stunde täglich körperlich (mit moderater Intensität) aktiv sein, darüber hinaus an 3 Tagen die Woche muskel- und knochenstärkende Bewegung durchführen, wobei das Training von Koordination und Beweglichkeit nicht zu kurz kommen sollten.

Selbst wenn diese Richtlinien nicht erfüllt werden können, gilt: jede Bewegung ist besser als keine Bewegung. Weil der Wechsel vom Zustand „körperlich inaktiv“ zum Zustand „geringfügig körperlich aktiv“ einen ersten Schritt mit großer Wirkung darstellt.

Zur Autorin:

 

Das Thema Gehen ist Susanne Mayrhofer ein großes Anliegen. Als Physiotherapeutin am Ordensklinikum Linz Elisabethinen beschäftigt sie sich intensiv mit den Folgen körperlicher Inaktivität und lehrt dies u.a. auch an der Fachhochschule Linz und bei einem Masterstudienlehrgang der MeduniGraz.

Wir freuen uns sehr darüber, dass sie ihr umfangreiches Wissen zu den positiven Effekten des Gehens auf die Gesundheit in ihr freiwilliges Engagement bei Linz zu Fuß einbringt. Zusätzlich zu den fundierten Beiträgen auf unserem Blog beteiligt sie sich als Mitglied der Steuerungsgruppe an der kontinuierlichen Projektweiterentwicklung.

Porträtbild von Susanne Mayrhofer. Fotocredit: Ulli Engleder

Foto: Ulli Engleder

Quellen:

Thornton JS et al.Physical activity prescription: a critical opportunity to address a modifiable risk factor fort he prevention and management of chrinic disease: a position statement by the Canadian Academy of Sport and Exercise Medicine. BrJSports Med 2016;0:1-6.

Golightly Y. Physical Activity as a Vital Sign: A Systematic Review. Publich Health Reserch, Practice and Policy 2017

Hoffmann T et al. Prescribing exercise interventions for patients with chronic conditions. CMAJ 2016

www.exerciseismedicine.org

Lowe A et al: Physiotherapy and physical activity: a cross-sectional survey exploring physical activity promotion, knowledge of physical activity guidelines and the physical activity habits of UK physiotherapists. BMJ Open Sport Exerc Med. 2017; 3(1): e000290.

Lehrm Driver, Stone: The ABCDs of Lifestyle Conseling. JAMA Cardiol. 2016;1(5):5050-506.

Academy of medical royal colleges: Exercise: the miracle cure and the role of the doctor promoting it. 2015

Video Youtube: 23 ½ hours: What is the single best thing we can do for our health?